OMAMIKEKSERL

05.12.2020

Heute morgen ist mir die Omami eingefallen.

Ich muss lächeln, wenn ich an sie denke. Omami ist fixer Bestandteil meiner allerersten Erinnerungen an Weihnachten. Sie war eigentlich nicht einmal mit uns verwandt, sie wurde von meiner Großmutter mütterlicherseits in unseren Familienkreis integriert, da sie selber niemanden mehr hatte.

Omami wohnte in einer Einzimerwohnung direkt an der Salzach ohne Heizung, sie hatte keinen elektrischen Herd, sondern kochte am Holzofen. Ich war damals kaum mehr als drei Jahre alt, und ich habe sie in Erinnerung als eine sehr alte, ganz kleine zierliche Frau mit roten Backerln, das graue Haar hatte sie immer sorgfältig mit Schubspangerln hochgesteckt, und sie trug immer die gleich längliche Brosche an der Strickjacke. Nie vergessen werde ich ihre Augen, die immer unendlich viel Wärme und Liebe ausstrahlten.

Wir holten Omami jedes Jahr nach der nachmittäglichen Bescherung bei meiner Oma ab und nahmen sie mit zu uns nach Hause, damit sie das Weihnachtsfest nicht alleine verbringen musste.

Ich sehe sie jetzt genau vor mir, neben dem Christbaum stehend, die Hände gefaltet, den Blick auf den Christbaum, der mit all den vielen Kerzen und Lametta erstrahlte, und sie weint.

Kein Weinen aus Selbstmitleid oder Neid, da sie ja selber keine Familie mehr hatte, sie wischte sich auch die Tränen nicht ab, ich denke, sie hat diese nicht einmal bemerkt. Sie strahlte und weinte, und sie sah mich an voller Liebe, streichelte mir sanft über die Wange, und ich roch die Kernseife an ihren Händen.

Omami hatte nur eine ganz kleine Mindestpension, sie schaffte es aber jedes Jahr, genug zu sparen, um für uns Kekse zu backen - die Omami-Kekserl! Die allerbesten Kekse, die man überhaupt backen kann!

Ich habe das Rezept bekommen, als ich vor vielen Jahren von zu Hause ausgezogen bin und hüte es wie einen Schatz. Und immer am Anfang der Adventzeit, wenn ich zu backen beginne, erfüllt sich allein schon beim Anblick des mittlerweile etwas vergilbten und vom Teig verklebten Zettels mit dem Keksrezept mein Herz mit ganz viel Liebe, Wärme und Dankbarkeit.

Weniger beim Gedanken an die Kekse, denn ich bin keine besonders Süße, sondern vielmehr aus Dankbarkeit an eine Frau, die eigentlich nichts zu verschenken hatte, und mir trotzdem seit Jahrzehnten jede Adventzeit mit dieser Erinnerung versüßt.